Chronik onsre Gschichd

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Das Restaurant die Wurstküche in Tübingen

Viele Besitzer, viele Pächter, viele Namen: eine 200jährige Gastronomie-Tradition. Für unsere Gäste, für Sie, fühlen wir uns verpflichtet. Seit 1987 führt Gunter Alleborn mit seinem Team die Gastronomie des Hauses.

Unsere Küche

Mit einer bodenständigen schwäbischen Küche, die seither bis weit über die Tübinger Stadtgrenze und Region bekannt und beliebt ist.


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Eine kleine Chronik unseres Gasthauses.

9. September 1789: Großbrand in Tübingen. 64 Häuser werden innerhalb von zwei Tagen vollständig zerstört. Zum Leidwesen der Besitzer ist die desolate Seckler-Eythsche Behausung nicht betroffen, das Bürgermeisteramt gibt das Anwesen an heutigem Platz 1796 zum Abbruch und Wiederaufbau frei.

Die Wurstküche – Historische Gaststätte in Tübingen

Und jetzt beginnt die 200jährige Geschichte unseres Hauses. Der Ratsverwandte und Landumgelter Johann Friedrich Kierecker (1751-1817) kauft für 200 Gulden das Grundstück mit dem maroden Haus und erstellt dort ein dreistöckiges Wohnhaus mit Scheuer. Als Goethe 1797 seinen Verleger Cotta in Tübingen besucht, wird das Haus Kiereckers fertig. Und er, der von 1806-1815 Tübinger Schultes (Bürgermeister) ist, tafelt natürlich auch in seinen eigenen vier Wänden. Es ist ein großes Haus geworden, 48 Schuh an der Vorderseite, 67 Schuh an der Ostseite, 61 Schuh an der Westseite und 32 Schuh an der oberen Giebelseite – ein Dorn in den Augen der Nachbarn, wie uns Eingaben an den Magistrat und an das Oberamt berichten. Nach Kiereckers Tod (1817) verkauften die Erben das Gebäude für 8600 Gulden an den letzten hochfürstlichen Ballmeister Tübingens, Heinrich Rudolf Keller, der bereits seit 1807 Pächter des Anwesens ist, der da schon die Schildwirtschaftsgerechtigkeit erworben und die neue Wirtschaft „Ballhaus“ genannt hatte.

Was aber ist ein „Ballhaus“, was ein „Ballmeister“?

Wenige Schritte von hier befand sich das „Collegium Illustre“, eine Ritterakademie (Fürstenschule) für württembergische Adelssöhne, die neben ihrer Ausbildung seit dem 16. Jahrhundert im Freien und in einem Ballhaus vom Ballmeister zu Sport und Spielen angeleitet wurden. Draußen im großen Garten vor dem ehemaligen Lustnauer Tor, dem heutigen Alten Botanischen Garten, war des Ballspiel eine Art Faustball, drinnen im Ballhaus so etwas wie Tennis, aber auch das Billardspiel, ähnlich dem, wie wir es heute kennen. Dort durfte der Ballmeister – ein ausgebildeter Fachmann – während des Spiels Erfrischungen reichen, war also im Nebenverdienst bereits „Kneipier“. Über Generationen hinweg waren die Kellers „Ballmeister (eine Urkunde von 1724 nennt Georg Dominicus Keller als „Baalmeister“ nach einer Lebzeit von sieben (!) Jahren). Es war also nicht verwunderlich, daß Heinrich Rudolf Keller nach Auflösung des alten Ballhauses seine neue Wirtschaft am heutigen Platz ebenso „Ballhaus“ nannte.

Die Wurstküche – Historische Gaststätte in Tübingen. Doch wie geht die Geschichte weiter?

Wilhelm Keller übernimmt den Wirtschaftsbetrieb 1852 von seinem Vater Heinrich Rudolf unter dem Namen ‚Café zum Ballhaus‘, macht aber wohl schon um 1886 ein ‚Café Keller‘ daraus. Sein Sohn Julius verpachtet 1889 den Gastronomiebetrieb an Otto Fink, und wieder wird das Wirtschaftsschild ausgewechselt: bis 1897 steht nun über dem Eingang zu lesen: ‚Restaurant zum Ballhaus‘.
Ging bis 1871 die Studentenverbindung ‚Corps fuevia‘ im Ballhaus noch aus und ein, war es nun die Verbindung ‚Sängerschaft Hohenzollern‘, die hier dem Billardspiel frönte.

Die Jahrhundertwende bringt einen lebhaften Wirte- und zum Teil auch Namenswechsel mit sich. 1889 erhält also Otto Fink (vorher Pächter) eine Schankerlaubnis, 1898 Paul Schüle , 1904 Julius Nothdurft, 1906 Albert Klink, 1915 Eugen Schott, 1919 Max Rittenberger und 1925 Leopold Göhler. 1928 wird die Restauration und Schankwirtschaft gar zum Hotel, denn Anna Schayrer wirbt mit dem neuen Namensschild ‚Hotel zum Ballhaus‘. Vier Jahre später (1932) übernimmt Karl Riehle das Haus, Eigentümer wurde zwischenzeitlich die Klosterbrauerei Pfullingen, und nennt es nun ‚Gasthof zum Deutschen Haus‘. Das „zum“ ist wichtig, denn schräg gegenüber steht seit 1901 das vom Architekten C. Walker für den Bauherren A. Roos erstellte, ‚richtige‘ Deutsche Haus. 1933 kommt das Ehepaar Braun als neue Pächter ins, die Umbenennung folgt sofort: ‚Hotel Deutsches Haus‘. Liegt es an der damaligen Zeit, an dem damaligen Zeitgeist, daß das „zum“ so einfach wegfiel? Von 1945 bis Ende 1949 benutzt die französische Besatzung das Haus als Quartier. Carlo Schmid setzt sich wesentlich dafür ein, daß die alte Gastronomietradition fortgeführt werden kann.

Eugen Braun – bereits vor dem 2. Weltkrieg Pächter des Betriebes von der Klosterbrauerei Pfullingen – eröffnet das Hotel neu, Tochter und Schwiegersohn Otto Stroebe übernehmen 1955 die Führung dieses schwäbischen Lokals mit Hotel, immer noch unter dem Namen ‚Hotel Deutsches Haus‘. Die spätere Pächterfamilie Heller gibt das von ihr seit 1967 weiterbetriebene Geschäft 1975 ganz auf, die Stadt Tübingen erwirbt das Gebäude. Über zwei Jahre steht das Haus leer, Vorschläge für eine andere – nicht gastronomische – Nutzung zerschlagen sich. Aus Bayern kommen die neuen Teileigentümer, die mit den Gebrüdern Sommer 1979 die ‚Wurstkuchl‘ eröffnen, ganz in der Tradition der gleichnamigen Gastronomie in Regensburg. 1986 geht der Betrieb an Dirk Steffens weiter, die Schönbuchbrauerei wird neue Eigentümerin.

Nahezu zeitgleich zum 15.09.1987 übernahm Gunter Alleborn die Gastronomie im Haus. Aus der namensgeschützten „Wurstkuchl“ wurde die „Wurstküche“, die bayrische Küche wich einer bodenständigen schwäbischen Küche, die seither bis weit über die Tübinger Stadtgrenze und Region bekannt und beliebt ist.